Hildegard's Kräutergarten

Hildegard's Kräutergarten

Im Mittelalter lag die medizinische Versorgung der Bevölkerung fest in den Händen von Mönchen und Nonnen. Sie setzten bei der Behandlung von Krankheiten vor allem auf die Kraft von Kräutern. Der Bedarf an Arznei- und Heilmitteln war groß. Die dafür notwendigen Kräuter und Gewürze wurden in eigenen Klostergärten angebaut.

Das Werk Hildegards ist sehr umfangreich. Das berühmteste Werk Hildegards ist die „Physica“ (Naturkunde). Dieser Wälzer besteht aus neun Bänden, wovon sich zwei Bände ausschließlich mit Kräutern beschäftigen. Auch heute wird beim Anlegen von Klostergärten noch gerne auf diesen Wissensschatz zurückgegriffen.

Man braucht nicht gleich einen eigenen Klostergarten. Je nach Platz und Möglichkeiten kann man seinen eigenen Kräutergarten nach Hildegard von Bingen auch in Form eines kleinen Steingartens anlegen oder in den Blumen- bzw. Gemüsegarten integrieren. Auch der Balkon oder sogar das Fensterbrett eignen sich wunderbar, um die unterschiedlichsten Kräuter zu ziehen.

 

Hildegards Kräutergarten auf einen Blick:

  • Hildegard von Bingen wirkte im 12. Jahrhundert als Universalgelehrte.
  • Ihr berühmtestes Werk ist die „Physica“, in der sie sich umfassend mit Kräutern und deren Wirkung auseinandersetzt.
  • Basilikum wird bei Schlaganfall und Fieber empfohlen. Für die Einnahme eignet es sich vor allem als Basilikumwein.
  • Bohnenkraut hilft gegen Gliederzittern, Parkinson, Gicht und Rheuma. Es kann als Gewürz verwendet oder als Pulver in Fencheltee genossen werden.
  • Johanniskraut wirkt stimmungsaufhellend und entspannend. Als Tee hilft es gegen Stimmungsschwankungen, Nervosität und Ängstlichkeit. Als Öl wirkt es gegen Narbenbildung, bei Rückenschmerzen und Muskelverhärtungen wahre Wunder.
  • Kümmel macht unsere Mahlzeiten leichter verdaulich und damit verträglicher. Er hilft gegen Blähungen, Magen- und Darmschmerzen.
  • Hildegard von Bingen empfiehlt Liebstöckel bei Menstruationsbeschwerden. Es fördert die Menstruation und wirkt entkrampfend.
  • Petersilie wird vor allem als Petersilien-Honig-Wein empfohlen. Er ist ein wahres Universalherzmittel und hilft bei der Regulierung des Blutdrucks, bei Seitenschmerzen und gegen Müdigkeit.
  • Thymian macht sich nicht nur als Hustensaft gut. Als Tee, Tinktur oder Gewürz hilft er bei Hautausschlag, Akne und Neurodermitis.
  • Ysop ist wohltuend, kraftgebend und reinigend. Er aktiviert und stärkt die Leber. Hilft aber auch bei Atemwegserkrankungen, Magen- und Darmbeschwerden.


Hier haben wir einige Kräuter und Gewürze zusammengefasst, die in keinem Kräutergarten nach Hildegard von Bingen fehlen dürfen:

1. Basilikum

Wir alle kennen Basilikum als beliebtes Küchenhelferlein. Vor allem mediterrane Gerichte lassen sich damit fantastisch verfeinern. Doch auch als Heilmittel hat Basilikum einiges zu bieten. Hildegard von Bingen empfiehlt Basilikum bei Schlaganfall und Fieber. Zur Einnahme eignet es sich als Basilikumwein.

Basilikum braucht sowohl im Garten als auch am Fensterbrett ein sonniges, geschütztes Plätzchen und muss reichlich gegossen werden. Im Gemüsegarten verträgt sich Basilikum besonders gut mit Tomaten und Gurken.

2. Bohnenkraut

Bohnenkraut hilft laut Hildegard von Bingen bei Gliederzittern und Parkinson. Auch bei Gicht und Rheuma kann es eingesetzt werden. Bohnenkraut kann wie Spinat verwendet werden. Es passt gut zu Eintöpfen, Gemüsesuppe, Fisch, Lamm und Ziegenfleisch. Gemeinsam mit Salbei und Mutterkümmel kann es zu einem tollen Mischpulver verarbeitet werden. Idealerweise wird das Pulver in Fencheltee gerührt und mit Honig gesüßt. Nach jedem Essen ein Teelöffel ist ausreichend.

Bohnenkraut fühlt sich in der Nähe von Buschbohnen besonders wohl und hält Läuse fern. Es mag es sonnig, warm und trocken und sollte nicht zu viel gegossen werden.

3. Johanniskraut

Johanniskraut ist gelb wie die Sonne und versetzt uns wie diese in gute Laune. Es wirkt stimmungsaufhellend und entspannend. So kann es bei Stimmungsschwankungen, depressiven Verstimmungen, Nervosität, innerer Unruhe, Ängstlichkeit und Niedergeschlagenheit eingesetzt werden. Hierzu eignet es sich vor allem in Form von Johanniskrauttee. Bei Verletzungen, gegen Narbenbildung, bei Rückenschmerzen und Muskelverhärtungen wirkt Johanniskrautöl wahre Wunder.

Johanniskraut wächst oft wild. Sie können es daher auf einer Wiese ausgraben und bei sich einpflanzen. Es ist unkompliziert und liebt die Sonne. Besonders wohl fühlt es sich in einem Steinbeet.

4. Kümmel

In der Küche und beim Brotbacken ist Kümmel nicht wegzudenken. Kümmel überzeugt nicht nur durch seinen einzigartigen Geschmack, er macht unser Essen auch leichter verdaulich und damit verträglicher.

Er ist ein richtiges Wundermittel bei Blähungen, Magen- und Darmschmerzen. Schon Hildegard von Bingen empfiehlt Kümmel gegen „Herzweh“. Oft kommt es aufgrund von Verdauungsproblemen zu nervösen Herz- und Magenbeschwerden. Kümmel unterstützt die Verdauung und lässt die Beschwerden verschwinden. Besonders eignet es sich hierfür in Form von Kümmeltee.

Kümmel sollte nicht in der Nähe von Fenchel angebaut werden. Ansonsten mag er feuchten und tiefgründigen Boden. Gut düngen nicht vergessen!

5. Liebstöckel

In der Küche ist Liebstöckel auch als „Maggikraut“ bekannt. Oft wird es eingesetzt, um Suppen zu würzen. Hildegard von Bingen empfiehlt Liebstöckelsaft vor allem bei Magenproblemen, Menstruationsbeschwerden und bei prämenstruellen Beschwerden. Liebstöckel fördert die Menstruation und wirkt entkrampfend. Bei der Geburt kann Liebstöckel wehenfördernd wirken. Im Mittelalter durfte Liebstöckel in keiner Speise fehlen, heute verwendet man es vor allem in Suppen, Saucen und Fleischgerichten.

Liebstöckel bevorzugt einen feuchten und nährstoffreichen Boden. Auch Halbschatten ist kein Problem. Es hemmt das Wachstum seiner Nachbarn und sollte daher eher alleine stehen.

6. Petersilie

Petersilie ist ein sehr beliebtes Gewürzkraut, es kann in der Küche vielseitig eingesetzt werden. Petersilie hilft gegen Fieber, bei der Rehabilitation nach einem Herzinfarkt, bei der Regulierung des Blutdrucks, bei Seitenschmerzen, gegen Müdigkeit und trägt zur Entgiftung bei. Tausendfach bewährt hat sich der Petersilien-Honig-Wein als Universalherzmittel. Hildegard von Bingen ist überzeugt: „Wer im Herzen oder in der Milz oder in der Seite Schmerzen leidet, der trinke oft und es heilt ihn." Wurzelpetersilie wird zur Verstärkung des Aromas im Petersilie-Honig-Wein mitgekocht.

Petersilie kann als kleines Pflänzchen gekauft, aber auch einfach gesät werden. Sie fühlt sich an einem halbschattigen, feuchten Plätzchen am wohlsten. Sie sollte nicht in der Nähe von Salat angepflanzt werden und verträgt sich besonders gut mit Tomaten, Radieschen und Zwiebeln.

7. Wilder Thymian

Wilder Thymian ist nicht nur in der Küche ein wahrer Tausendsassa. Hildegard von Bingen empfiehlt ihn vor allem bei Hautausschlag, Akne und Neurodermitis. Er kann sowohl als Tee und Tinktur verwendet werden oder einfach als Gewürz. Hier ist es besonders wichtig, dass er von Anfang an mitgekocht wird, damit er seine volle Wirkung entfalten kann. Auch als Hustensaft verfehlt er seine Wirkung nicht.

Thymian kommt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und mag es dementsprechend warm, sonnig und trocken. Er fühlt sich in einem Steingarten ganz besonders wohl.

8. YSOP

Hildegard von Bingen beschreibt Ysop als wohltuend, kraftgebend und reinigend. Ysop ist das Idealgewürz bei Leber- und Lungenleiden. Er aktiviert und stärkt die Leber und unterstützt so den Körper bei einem allfälligen Leberleiden. Auch bei Atemwegserkrankungen und Lungenleiden kann Ysop helfen. Ebenso wirkt sich der Tausendsassa Ysop positiv auf Magen- und Darmbeschwerden aus. Er eignet sich zur Verfeinerung von Suppen, ist bekömmlich und sorgt für einen fantastischen Geschmack.

Ysop bevorzugt ein trockenes, sonniges und möglichst steiniges Plätzchen. Auch Bienen lieben Ysop, nicht umsonst wird es umgangssprachlich oft als „Bienenkraut“ bezeichnet.