Grüne Heilpflanzen im Frühling

Die Tage werden merklich länger, die Temperaturen steigen – Frühling liegt in der Luft. Während die Natur zu neuem Leben erwacht, hat uns Menschen die Frühjahrsmüdigkeit fest im Griff. Wie gut, dass Wald und Wiese da gleich für Abhilfe schaffen können.

Grüne Heilpflanzen als Hausmittel

Wer achtsam ist, bemerkt das üppig wuchernde Grün rundherum. Meist lassen wir uns dabei verleiten, alles als Unkraut zu verteufeln. Schade eigentlich! Denn viele dieser ungeliebten Gewächse sind wahre Vitamin- und Mineralstoffbomben. Sie bereichern unseren Speiseplan nicht nur geschmacklich, sondern auch aufgrund ihrer Heilwirkung. Diese Wirkstoffe werden gerne als Hausmittel gegen Krankheiten, in der Kosmetik und Wundbehandlung eingesetzt. Warum also nicht nützen, was die Natur uns kostenlos zur Verfügung stellt?

Die Farbe Grün ...

steht für Neubeginn, Wachstum und Heilkraft. Sie trägt zur Harmonisierung, Entgiftung und Reinigung bei. Das zeigt sich an den Inhaltsstoffen, die sich durch einen hohen Gehalt an blutbildendem Eisen, entspannendem Magnesium, vitalisierendem Vitamin C und harntreibendem Kalium auszeichnen. Die jungen Triebe regen nicht nur den Stoffwechsel an, sondern helfen auch bei der Bildung und Reinigung des Blutes. Die ebenfalls enthaltenen Bitterstoffe unterstützen die Leber bei ihrer Regeneration. Nicht umsonst ist eine Frühjahrskur besonders effektiv. Sie hilft uns, neue Energie zu tanken und Körper und Geist einen starken Impuls zu schenken.

Nach der TCM ...

der Traditionellen Chinesischen Medizin repräsentieren die fünf Elemente – Holz, Feuer, Metall, Wasser und Erde – die unterschiedlichen jahreszeitlichen Einflüsse. Dem Frühling, der laut chinesischem Kalender übrigens bereits am 14. Februar beginnt, wird das Element Holz zugeordnet. Holz steht auch für Anfang, Geburt und Kindheit. Schnelles Wachstum und Entwicklung sind die Hauptmerkmale. Der jährliche Neubeginn im Frühling beschert uns jenen Abwechslungsreichtum, auf welche die Organe Leber und Gallenblase bei ihrer Entgiftungsund Verdauungsfunktion angewiesen sind. Die entsprechende Farbe ist nicht umsonst Grün. Ost und West sind sich darüber einig, den saisonalen und regionalen Lebensmitteln den Vorrang zu geben. Dann schmecken sie nicht nur am besten, sie liefern auch die meiste Kraft.

Bärlauch

Die aromatischen, länglichen Blätter gehören zu den ersten Köstlichkeiten im Jahr. Der kleine Bruder des Knoblauchs wirkt sich günstig bei Arterienverkalkung, hohem Blutdruck und Leberleiden aus. Roher Bärlauch schmeckt schärfer und kann sich bei empfindlichen Mägen unangenehm bemerkbar machen. Nur kurz erhitzt wird er schon deutlich verträglicher und milder. Vorsicht! Pflücken Sie ihn nur einzeln und wenn Sie ihn genau identifizieren können. Eine Verwechslung mit Maiglöckchen oder Herbstzeitlose wäre fatal.
Rezepttipp: Bärlauch lässt sich kleingehackt, mit etwas Zitronensaft und Salz mit weicher Butter vermischen und behält so – eingefroren – über Monate sein Aroma und seine Wirkkraft.

Löwenzahn

Auf den Wiesen lieben viele das frische Gelb der Blüten, im Garten möchten ihn die Wenigsten haben. Dabei reicht seine Liste an positiven Eigenschaften von der Gallenregeneration über die Anregung des Fettstoffwechsels bis zur entwässernden Wirkung. Achten Sie beim Ernten aber möglichst auf ungedüngte Stellen!
Rezepttipp: Junge Löwenzahnblätter schmecken im Salat, als Wildkräuterrisotto oder im Topfenaufstrich besonders gut.

Vogelmiere

Fast übers ganze Jahr lässt sich die Vogelmiere ernten. Sie wächst selbst bei ungünstigsten Bedingungen und breitet sich rasch aus. Diese unscheinbare Pflanze sticht auch geschmacklich nicht sonderlich hervor, sondern erinnert nur zart an junge Maiskörner. Ihr hoher Anteil an den Vitaminen A & C sowie Kieselsäure wurde schon von Hildegard von Bingen als „viriditas – die Grünkraft“ hochgelobt.
Rezepttipp: Die ganze Pflanze lässt sich gut in grünen Smoothies oder einfach so am Butterbrot verwenden.

Autorin: Mag. Nicole Seiler - Ernährungswissenschafterlin