Urtikaria - eine Hautkrankheit mit vielen Gesichtern

Urtikaria - eine Hautkrankheit mit vielen Gesichtern

Laut Studien sind mehr als 25% der Menschen mindestens einmal im Leben von Urtikaria (auch Nesselsucht) betroffen. Die Hautkrankheit kann in jedem Alter Auftreten. Bei Erwachsenen sind Frauen öfter betroffen als Männer. Supervisorin, Psychologische Beraterin, Unternehmensberaterin, Wirtschaftstrainerin und seit 2018 Vorsitzende des Urtikariaverbandes beantwortet in einem Interview die wichtigsten Fragen zu dieser Hautkrankheit. 

 

Doch was ist Urtikaria oder Nesselsucht überhaupt?

Auf der Haut bilden sich Quaddeln, die mit Angioödemen einhergehen können. Angioödeme sind Schwellungen der Schleimhäute, Haut und/oder umliegendem Gewebe. Die Quaddeln können jucken oder brennen. Manchmal bilden sich auch nur Quaddeln. Diese können auch innenliegend sein. Auslöser, Ausprägung und Symptome sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Urtikaria unterteilt man in drei Arten:

  • akute Urtikaria: dauert bis zu sechs Wochen
  • chronische spontane: ab einer Dauer von sechs Wochen
  • chronisch induzierbare: ausgelöst durch Wärme, Kälte, Wasser, Druck, Vibration, Reiben oder Kratzen, Licht und Schweiß

 

Silvie Gross im Interview:

Liebe Frau Gross, Sie selbst sind von Urtikaria betroffen, können Sie uns beschreiben, wie die Krankheit Ihr Leben verändert hat?
»Am besten lässt sich das mit meiner morgendlichen Routine im Jahr 2007 beschreiben: Voller Vorfreude auf den Tag stehe ich um 5 Uhr Früh auf. Ich ziehe meine Laufsachen an und gehe einer meiner Lieblingsbeschäftigungen, dem Joggen, nach. Auch machte ich alles, was heute noch aus klassisch-schulmedizinischer Sicht empfohlen wird. Bewegung und gesunde Ernährung. Nebst allem, was sich hier bekanntermaßen fortsetzen ließe, wie beispielsweise auch den Stress zu reduzieren, auf ausreichend Schlaf zu achten und vielem mehr. Umso verwunderlicher war es für mich, dass ich von heute auf morgen an Urtikaria (Nesselsucht) erkrankte. Damit stand mein Leben Kopf.«

Wie wurde Ihre Urtikaria behandelt?
»Antihistaminika und Kortison gingen Hand in Hand mit zahlreichen, langandauernden Schüben und Krankenhausaufenthalten. Auf die klassischschulmedizinische Therapie sprach mein Organismus kaum bis gar nicht an. Beide Medikamente haben die Symptome mehr schlecht als recht unterdrückt. Kaum ausgeschlichen war der nächste, heftige Schub wieder da. Die Nebenwirkungen, suchten ihresgleichen. Übergewicht war nur eines davon, jedoch nicht minder belastend. Das Kortison erzeugte massiven Heißhunger und ich empfand kein Sättigungsgefühl mehr. Die Antihistaminika machten müde. 2014 kam
dann ein Medikament auf den Markt, das für die Behandlung von Urtikaria zur symptomatischen Behandlung zugelassen wurde. Doch auch dieses Medikament hilft nicht allen PatientInnen, wie sich später herausstellte«

Was haben Sie verändert?
»Was ich heute unter gesunder Ernährung verstehe, hat nichts mit meinem allgemeinen Verständnis von 2007 zu tun. Ist etwas für den einen gesund, kann es für den anderen mehr oder weniger folgenschwer sein. Damit meine ich zwar auch Menschen, die an Allergien und Unverträglichkeiten leiden, jedoch nicht nur! Heute bin ich die Vorsitzende des Urtikariaverbandes. Inzwischen arbeiten wir in einem internationalen, multiprofessionellen Team und darüber hinaus mit weltweit engagierten Ärzten und Forschern. Wir leisten auch täglich Pionierarbeit, z. B. in Sachen Life Style und Ernährung. Als Social Profit Organisation legen wir allergrößten Wert auf Unabhängigkeit.«

Was bietet Ihre Organisation Betroffenen?
»Als selbst Betroffene sind wir nicht nur Profis auf unserem Gebiet, wir wissen auch, mit welchen teilweise immensen Herausforderungen PatientInnen täglich zu kämpfen haben. Sie können sich in unserer Beratungsstelle Hilfe holen. Im Rahmen der Beratungsstelle bieten wir inzwischen auch Ernährungsberatung an. Viele Ärzte sind nach wie vor der Meinung, dass es zwischen Ernährung und Urtikaria nicht oder nur bedingt Zusammenhänge gäbe. Das sehen wir vom Urtikariaverband anders und daher leisten wir auf diesem Gebiet wegbereitende Arbeit basierend auf den von uns individuell gemachten Erfahrungen. Auch in Zusammenarbeit mit Ärzten. Alle Betroffenen, die sich für diesen Bereich interessieren, können sich jederzeit gerne an unsere Beratungsstelle wenden.«

Wie kann man Kontakt aufnehmen?

  • Die Zentrale befindet sich in der Obere Augartenstraße 26-28 in 1020 Wien.
  • Von Montag bis Freitag von 9 –13Uhr erreichen Sie uns telefonisch unter 01 / 934 69 13
  • Alle weiteren Informationen finden Sie online unter: www.urtikariaverband.eu

Welche Ziele verfolgt der Urtikaria Verband?
»Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, mit viel Engagement und Liebe unser Wissen an all jene weiterzugeben, die Hilfe benötigen. Als Organisation leisten wir Öffentlichkeitsarbeit, beteiligen uns an Projekten zur Entwicklung neuer Medikamente, führen Untersuchungen durch, publizieren ein Magazin und setzen uns für eine nachhaltig verbesserte medizinische Versorgung ein«

Vielen Dank für das Gespräch!